Familie Henny und Paul Gans

 
 

Diese Stolpersteine werden verlegt für die Mitglieder der Familie Poli/Gans, vormals wohnhaft in der Mindener Straße 20.


Drei Steine für drei Menschen, 70 Jahre nach ihrer Deportation:


Henny Gans, geborene Poli,  geboren am 1. März 1901 in Petershagen/Weser. Sie lebte auch in Emmerich, Kreis Rees, heute Kreis Kleve.


Henny Gans ist die Tochter von Frieda Poli, für die an dieser Stelle schon ein Stolperstein 2009 verlegt wurde. Frieda Poli hatte drei Kinder: die Töchter Selma und Henny und den Sohn Martin. Es existiert noch ein Foto von Frieda Poli und ihren drei Kindern, vermutlich aus dem Jahr 1904. Die Kinder wohnten bis Mitte/Ende der 20er Jahre in Petershagen. Selma heiratete Max Mindus aus der Gegend von Leer in Ostfriesland. Sie überlebte die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten und lebte nach dem Krieg in Kalifornien. Martin wurde Mittelschullehrer in Frankfurt am Main. Henny heiratete Paul Gans aus Emmerich am 28. Oktober 1925 in Petershagen und schenkte Frieda Poli zwei Enkel.


Ihr Ehemann Paul Gans, geboren am 1. November 1899 in Emmerich, Sohn des Metzgermeisters Moritz Gans und dessen Ehefrau Berta, geb. Heymann, verstarb am 22.1.1942 im Israelitischen Krankenhaus Hannover, Ellernstr. 16, an Blasenkrebs. Er war Arbeiter bei der Schütte AG in Heisterholz.

Aus der Stadt Emmerich wissen wir, dass Paul Gans am 27.4.38 sein Metzgergeschäft in Emmerich, in der Kaßstr. 27, schließen musste, um dann in Petershagen eine Umschulung als Tiefbauarbeiter zu machen. Die Familie Gans war offiziell  in Petershagen von Mai 1941 bis März 1942 gemeldet.


Ihr Sohn Ernst Gans, geboren am 9. Januar 1928  in Emmerich/Kreis Rees wurde mit 14 Jahren ein Opfer der Shoah.


Ihr Sohn Walter Gans, geboren am 30. Oktober 1933 in Emmerich/Kreis Rees, ist als 12jähriger 1942 in Polen für tot erklärt worden.


Beide Söhne waren teilweise in Emmerich und Petershagen/Weser wohnhaft. Zum Zeitpunkt des Todes von Vater Paul Gans am 22.1.1942 wird eindeutig Petershagen als Wohnort der Witwe Henny Gans angegeben.


Am 30. März 1942 wurde die gesamte Familie Gans endgültig von den Nazis deportiert. Es gilt mittlerweile als sicher - nach Auskunft des Koblenzer Gedenkbuches - dass dieser Transport in Warschau endete und die Familie im Warschauer Ghetto einquartiert wurde. Was dort letztendlich mit der Familie geschah, wissen wir nicht. Daher sind auf ihren Steinen nur drei Fragezeichen eingraviert, als Symbol für ihr ungewisses Schicksal.


Die Stadt Emmerich hat für diese drei Menschen, die Mitbürger ihrer Stadt waren, ebenfalls Stolpersteine verlegt.



















Heute sind vermutlich für alle aus Petershagen deportierten jüdischen Mitbürger Stolpersteine in den letzten vier Jahren verlegt worden. Insgesamt sind mit den heutigen Stolpersteinen im Ort Petershagen 31 Stolpersteine verlegt worden. Zwei Stolpersteine wurden in Ovenstädt verlegt und vier kommen heute noch in Quetzen hinzu, also insgesamt zählen wir 36 Steine in der Stadt Petershagen.

Hindenburgstr. 20,

heute Mindener Straße 20


HIER WOHNTE

HENNY GANS

GEB. POLI

JG. 1901

DEPORTIERT 1942

GHETTO WARSCHAU

???

Hindenburgstr. 20,

heute Mindener Straße 20


HIER WOHNTE

ERNST GANS


JG. 1928

DEPORTIERT 1942

GHETTO WARSCHAU

???

Hindenburgstr. 20,

heute Mindener Straße 20


HIER WOHNTE

WALTER GANS


JG. 1933

DEPORTIERT 1942

GHETTO WARSCHAU

???

Quellen:


www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/intro.html

Gedenkbuch- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945


www.yadvashem.org/wps/portal/IY_HON_Welcome

The Central Database of Shoah Victims' Names


Alte Synagoge Petershagen: Historisches Jahrbuch Petershagen Band 2 2003 - 2004

Von Uwe Jacobsen, Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen, Wolfgang Battermann, Martin Bodenstein, Arno Herzig, Bernhard Brilling, Ilse Birkwald, Elfie Pracht, Berthold Fahrendorf-Heeren


Auszug  Standesamt Hannover vom 24.1.1942


Brocke, Pelzer, Schüürmann:  Juden in Emmerich, 1993, S. 252, 360