Erich Hertz

 
 

Erich Hertz wurde am 30.11.1921 geboren. Er war das erste von vier Kindern des Ehepaares Grete und Viktor Hertz und wohnte mit seiner Tante Therese Jacob und seiner Cousine Margot Jacob im Haus Hindenburgstraße 21. Dieses Haus wurde im Mai 1955 abgerissen. Seine Eltern lebten zusammen mit seinen ca. 10 Jahre jüngeren Geschwistern Dagmar, Hanni und Siegbert sowie seiner Großmutter Marianne ganz in der, Nähe in der Fährstraße 6.


Über das Leben von Erich Hertz ist nur wenig bekannt. Er war Mitglied der Petershäger Synagogengemeinde und besuchte die einklassige Schule der katholischen Minderheit im Ort.


Es existiert ein Bild von Erich bei seiner Einschulung im Jahre 1927 am Haupteingang der Grundschule. Das Bild zeigt einen kleinen Jungen mit Schulranzen in froher Erwartung auf das Kommende. (Bild 1)


Ein weiteres Bild zeigt die Klassenfahrt von Schülern und Schülerinnen der katholischen Volksschule Petershagen aus dem Jahre 1931. Erich hat sie zusammen mit  Hertha Devries und seiner Cousine Margot Jacob unternommen. Das Bild zeigt eine fröhliche Schulklasse mit ihrem Lehrer und einem lauthals lachenden Erich am rechten unteren Bildrand. (Bild 2)


Aus dem Jahre 1938 ist die folgende Begebenheit bekannt:  Schlimmeres verhütet wurde in dieser Nacht in Petershagen durch das beherzte Eingreifen von Karl Diekmann. Als die SA-Leute zum Haus Hindenburgstraße 21 vordrangen, in dem die jüdische Witwe Therese Jacob mit ihrer Tochter Margot und dem Schüler Erich Hertz lebte, stellte sich Diekmann mit einer Axt in der Hand vor die Haustür und rief: "Wehe hier kommt einer rein und will was kaputtschlagen, die Frau lebt hier allein mit ihrer Tochter. Ihr Mann ist an den Folgen des Weltkrieges verstorben!"


Einige Zeit später wurde Erich Hertz zusammen mit anderen zum Arbeitsdienst herangezogen. In der Ziegelei Heisterholz, in einem Kieswerk in Neesen und beim Straßen- bzw. Kanalbau kamen sie zum Einsatz. Es handelte sich in der Regel um schwere körperliche Arbeit.


Am 10. Dezember 1941 mußten die ersten jüdischen Familien Petershagen verlassen. Auf der Liste dieses ersten Transportes standen auch die Bewohner des Hauses Hindenburgstraße 21. Therese Jacob, Margot Jacob und Erich Hertz.


Erich Hertz wurde am 13.12.1941 von Bielefeld aus deportiert. In der Einwohnermeldekartei ist für diesen Tag "Abmeldung" eingetragen, unter der Rubrik "wohin": "Teilnehmer der Evakuierung nach Riga". Erich Hertz starb im Lager Salaspils, 18 km südöstlich von Riga im Februar 1942.


Seine Großmutter Marianne Block starb ein Jahr später in Theresienstadt. Seine Eltern und seine Geschwister wurden 1944 in Auschwitz ermordet.


Quellen


Mündliche Überlieferung: Kurt Scheurenberg

www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/intro.html. Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945

www.yadvashem.org/wps/portal/IY_HON_Welcome. The Central Database of Shoah Victims' Names

Judenschicksale in einer kleinen Stadt - Martin Bodenstein, Freie Presse Nr. 26, 1960

Die jüdische Gemeinde Petershagen im Dritten Reich - Kristan Kossak

Alte Synagoge Petershagen: Historisches Jahrbuch Petershagen Band 2, 2003-2004, Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen, Wolfgang Battermann, Martin Bodenstein, Arno Herzig, Bernhard Brilling, Ilse Birkwald, Uwe Jacobsen, Elfie Pracht, Berthold Fahrendorf-Heeren

 

Hindenburgstr. 21,

heute Mindener Straße 21



HIER WOHNTE

ERICH HERTZ

JG. 1921

DEPORTIERT 1941

RIGA

ERMORDET

Erich Hertz 1927

Rechts unten: Erich Hertz 1931